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13. January 2025
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Innovative Verfahren in der Fehlbildungschirurgie

Prof. Rokitansky über die besonderen Herausforderungen in der Fehlbildungschirurgie

Prof. Rokitansky über die besonderen Herausforderungen in der Fehlbildungschirurgie, wo auch bestimmte orthopädische Fragestellungen und innovative Behandlungsmethoden im Kinder-, Jugend- und Erwachsenenalter zum Einsatz kommen.

Prof. Rokitansky, Sie sind bekannt für Ihre spezialisierte Arbeit in der Kinderorthopädie. Was macht die Behandlung von Kindern so besonders?

Prof. Alexander Rokitansky: Die Behandlung von Kindern ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Das betrifft neben den vielfach zarten geweblichen Voraussetzungen die Notwendigkeit, dass in der Therapie auch die kontinuierlichen Wachstumsvorgänge zu berücksichtigen sind. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – sie haben ihre eigenen Bedürfnisse, Ängste und Erwartungen. Die gesamte Behandlungssituation muss kindergerecht sein. Ärzte, die mit Kindern arbeiten, brauchen nicht nur eine medizinische, sondern auch eine hohe emotionale Kompetenz, ergänzt in der nonverbalen Kommunikation. Bei einem Kind müssen Sie immer auch auf einer emotionalen Ebene kommunizieren, oft spielerisch oder auch humorvoll. Manchmal gebe ich den kleinen Patienten den Ultraschallkopf in die Hand und erkläre ihnen spielerisch, was wir gerade machen, und dass man das am Bildschirm sehen kann. Manche Kleinkinder „kosten“ sogar den Ultraschallkopf, weil sie entwicklungsbedingt die Welt mit dem Mund entdecken.

 Ein Thema, das in der Kinder- und Jugendchirurgie immer wieder zur Sprache kommt, ist der Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin. Was sind hier die Herausforderungen?

Prof. Rokitansky: Das kann tatsächlich problematisch sein. Es wird als sogenannte „Transition vom Kind bzw. Jugendlichen zum Erwachsenen“ bezeichnet, wenn – gegenständlich chirurgisch – zum Beispiel Kinder nach Fehlbildungsoperationen in der Erwachsenenchirurgie weiterbetreut werden müssen. Ich habe das Problem nicht, da ich sowohl das Fach der Erwachsenen- als auch der Kinder- und Jugendchirurgie habe. Etliche Patienten betreue ich seit ihrer Kindheit, und oft möchten sie auch als Erwachsene bei mir bleiben. Das liegt daran, dass sie an Erwachsenenabteilungen leider mit Erfahrungsdefiziten der Ärzteschaft konfrontiert sind. Ein Beispiel: Ein Patient, der als Kind wegen einer komplexeren Fehlbildung im Bauchraum operiert wurde und dessen missgebildeter Magen-Darmtrakt eine grob veränderte Lage hat. Wenn dieser Patient als Erwachsener mit Bauchschmerzen in eine allgemeine Klinik kommt, ist die Ärzteschaft begreiflich aus Erfahrungs-, Kenntnis- und Routinemangel an ihren Grenzen, weil solche Fälle eben selten vorkommen. Diese mögliche Kompetenzschwäche kann durch einen fachübergreifenden Schulterschluss kompensiert werden, jedoch bleibt die logistische Herausforderung, dass ärztliche Experten und Patienten im Anlassfall unkompliziert zusammenkommen, bestehen. Diese breite hochkarätige Expertise renommierter spezialisierter Ärztinnen und Ärzte können wir an der Wiener Privatklinik bieten.

Schließlich sehen wir unser Haus als unmittelbaren Schmelztiegel der AKH-Universitätskliniken, bei denen nicht nur die örtliche Nähe, sondern auch die hoch frequentierten Ordinationen im Health Service Center eine zuträgliche Rolle spielen.

Sie wurden zum Chirurgischen Leiter der Wiener Privatklinik bestellt. Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Arbeit sind Thoraxwanddeformitäten, insbesondere das Trichterbrustsyndrom. Welche Behandlungsmethoden bieten Sie hier an?

Prof. Rokitansky: Nach ca. 12 Jahren an der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien und 27 Jahren als Chefarzt der Kinder- und Jugendchirurgie an der Klinik Donaustadt, in welcher ich die Abteilung inklusive einer eigenen Intensivstation zum größten kinder- und jugendchirurgischen Zentrum Österreichs aufgebaut habe, wurde ich als Chefarzt der Chirurgie an der Wiener Privatklinik berufen. Dort ist es gelungen, zusätzlich zu der traditionellen und hochkarätig renommierten Erwachsenenorthopädie mit Doz. Dr. Ganger, Doz. Dr. Farr und Doz. Dr. Radler einen neuen kinderorthopädischen Fachschwerpunkt zu setzen, zu welchem sich zunehmend Kinderorthopädinnen und -orthopäden dazugesellen. In die Orthopädie fallen auch notwendige Behandlungsmethoden für Thoraxwanddeformitäten. Die Trichterbrust dabei als rein kosmetisches Problem abzutun und zu glauben, dass sich die Deformität mit dem Wachstum von selbst löst, ist ein Irrtum. Aktuell finden zwei ineinandergreifende Behandlungsmethoden ihre erfolgreiche Anwendung. Das ist einerseits der konservative Behandlungsansatz mit der Saugglockentherapie, und andererseits die operative Therapie. Bei letzterer wird – im entferntesten Sinne vergleichbar mit einer Zahnspange – der Brustkorb durch operativ eingesetzte, individuell geformte, einstückige Metallimplantate in eine regelrechte Form gebracht. Falls die Saugglockentherapie am Beginn der Trichterbrustentwicklung, zum Beispiel bereits im Schulalter, Anwendung findet, kann eine Operation unter Umständen sogar vermieden werden. Die speziellen Saugglocken arbeiten mit Unter- und Überdruck und können eine Umformung sowie auch trichterabflachende Flexibilisierung in den Rippenknorpeln des Brustkorbes bewirken.

Können Sie uns mehr über diese Saugglockentherapie erzählen?

Prof. Rokitansky: Natürlich! Wichtig ist, dass der Brustkorb noch flexibel ist und die Anwendung nahezu täglich erfolgt. Die Therapie basiert auf der Anwendung von Unter- bzw. Überdruck, der auf die betroffenen Knorpelbereiche wirkt und diese langsam umformt. Bei Trichterbrustdeformitäten mit beginnend vorspringenden unteren Rippenbögen empfiehlt sich die neu entwickelte Yförmige Saugglocke, die im Trichterbereich einen Unterdruck und in den vorspringenden Rippenbereichen einen Überdruck zur Korrektur ausübt. Die Patienten sollten die Saugglocke täglich für etwa zwei Stunden tragen. Mit der Zeit passt sich der Rippenknorpel einer normaleren Form an und die Deformität wird gebessert, im optimalen Fall sogar korrigiert. Diese Therapie erfordert die Mitarbeit der Patienten und eine gewisse Krankheitseinsicht, was in der Regel meistens erst ab dem Schulalter zu erwarten ist. Es gibt natürlich Ausnahmen. Durch die Abflachung des Trichters, also das Anheben der vorderen Thoraxwand, verbessern sich die Herzleistung und die Lungenleistung – Stichwort: Atemmechanik. Deswegen schätzen auch Erwachsene mit flexiblem Brustkorb, die viel Sport betreiben, diese Behandlung. Die Thoraxflexibilisierung bringt auch den Vorteil, dass eine eventuell später notwendige Operation leichter toleriert wird.

Was passiert, wenn die konservative Therapie nicht ausreicht?

Prof. Rokitansky: In solchen Fällen, wobei ältere Jugendliche oder Erwachsene mit steifem Thorax eher betroffen sind, bieten wir eine minimalinvasive, endoskopisch assistierte, operative Korrektur an. Dabei setzen wir spezielle einstückige Implantate ein, die möglichst parallel, ohne Metallabriebsrisiko, so eingesetzt werden, dass sie das Brustbein zum Trichterausgleich anheben. Fallweise müssen zur Flexibilisierung der vorderen Brustkorbwand, eine teilweise Kerbung des Brustbeins und der Rippenknorpelhaut sowie fallweise auch partielle Rippenknorpelresektionen vorgenommen werden. Die Implantate durchtreten bestimmte Zwischenrippenräume und werden im Muskelmantel des Brustkorbs eingebettet, gleichsam einem „Brillenfutteral“. Fixierende Verdrahtungen, die brechen können, lehne ich seit vielen Jahren ab. Mit meiner, über Jahrzehnte angewandten Technik sind die Implantate ort- sowie wirkungsstabil verankert und postoperative Schmerzen nach einigen Tagen bereits mit leichten Schmerzmitteln behandelbar. Der Krankenhausaufenthalt nach der operativen Thorax-Korrektur beträgt in der Regel etwa 4-5 Tage und ist auf eine optimale Genesung des Patienten ausgerichtet. Vom zweiten postoperativen Tag an kann man aufstehen und sich mit fachlicher Unterstützung nahezu frei bewegen. Nach einem Monat kann mit leichtem Sport begonnen werden. Nach zwei Monaten erfolgt die gänzliche Sportfreigabe für nahezu alle Sportarten. Ich habe Patienten, die Extremsport betreiben und erfolgreich an den „Iron-Man Bewerben“ mit fest eingeheilten Implantaten teilnehmen. Bisher hat jedes Implantat, auch bei misslichen Unfällen, standgehalten.

Das klingt nach einer hochspezialisierten Behandlung. Welche Bedeutung hat die WPK hinsichtlich dieser Methode?

Prof. Rokitansky: Die Patienten profitieren naturgemäß enorm von unserer hohen Expertise, sowohl in konservativen als auch in den operativen Lösungen auf höchstem Niveau. Unser Ziel ist und bleibt es, höchste chirurgisch-technologische Rahmenbedingungen in einer persönlichen und entschleunigten Medizin anzubieten, was bis dato gelingt. Der vom Patienten gewählte hauptbehandelnde Arzt ist stets in die Behandlung eingebunden. Die Wiener Privatklinik hat als erste Krankenanstalt in Österreich die Roboter-Chirurgie im Sinne des hochentwickelten Da-Vinci-Telemanipulators modernster Generation eingeführt. Besonders bei engen und schwierig einsehbaren Operationsgebieten, z. B. in der Prostatachirurgie, sind die gewebeschonenden Vorteile im Rahmen der radikalen Resektion für den Patienten unübersehbar. Kinder werden, dem international geforderten Standard folgend, mit einer Begleitperson (z. B. Elternteil) untergebracht. Die operativen Behandlungen werden im Team mit speziellen Kinderanästhesisten höchster Expertise vorgenommen. Im Privatspital dürfen nur fertige Fachärztinnen und Fachärzte sozusagen „Hand anlegen“. Fachärztlich assistierte Ausbildungsoperationen gibt es im Setting unserer Privatkrankenanstalt nicht.

Sie haben im Gespräch bereits Ihre langjährige Erfahrung erwähnt. Wie wichtig ist es für Sie, weiterhin aktiv in der Klinik zu arbeiten?

Prof. Rokitansky: Ich darf mich nachweislich zu den hochqualifizierten Medizinerinnen und Medizinern zählen, deren Erfahrung, profunde Kenntnisse, Einsatz und Leistungsprofil weiter genutzt werden sollten, sofern nicht gesundheitliche Probleme hinderlich sein mögen. Das Arztsein ist grundsätzlich nicht nur ein gewählter Beruf, sondern auch eine Berufung. Der da und dort übliche Usus, dass man im numerisch festgelegten Pensionsalter auf jeden Fall fix aussteigt, mag für manche Erwerbstätige sehr wichtig sein, für mich war es das nicht. Meine chirurgische Expertise in der Behandlung von Fehlbildungen, sowohl im Kindes- und Jugendalter als auch bei Erwachsenen, hat dazu beigetragen, mir die Position des Leiters der Chirurgie in der Wiener Privatklinik anzubieten, und diese Funktion verbinde ich mit Freude auch in der individuellen Betreuung meines Patientenklientels.

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