World Cancer Day 2023 – Urologie
Prim. Dr. Wolfgang Loidl
Weltkrebstag an der Wiener Privatklinik
An der Wiener Privatklinik wird neuerdings mit Roboterunterstützung operiert. Das rund zwei Millionen teure System nennt sich „DaVinci“: Der Chirurg steht nicht mehr beim Patienten direkt neben dem Bett, sondern sitzt etwas entfernt und arbeitet per Fernsteuerung von einer Art Konsole aus. In ganz Österreich gibt es derzeit 22 „DaVinci“-Operationsroboter. Unter den privaten Krankenanstalten verfügt nur die Wiener Privatklinik über dieses System – auch das Wiener AKH hat übrigens derzeit nur einen „DaVinci“-Roboter.
Spezialist dafür ist der Linzer Urologe Wolfgang Loidl, der damit bereits rund 1600 Operationen erfolgreich durchgeführt hat – durchwegs Prostataoperationen, wiewohl der „DaVinci“-Roboter auch für andere minimalinvasive Eingriffe geeignet ist. Der Arzt überblickt sein Operationsfeld, das durch Lichtleiter hell ausgeleuchtet ist, dreidimensional in allerbester 4K-Qualität und sieht selbst feinste Strukturen wie Nerven und Gefäße. Die winzigen auswechselbaren Instrumente an den Enden der Roboterarme wurden für das System speziell entwickelt und können in sieben Freiheitsgraden bewegt werden – mehr als die der menschlichen Hand. Dabei gibt es übrigens auch kein Zittern mehr, dadurch können Wunden oder Verbindungen exakt und dicht vernäht werden. Weil so präzise operiert wird, ist auch das Verletzungsrisiko gesunken: In all den Operationen, die Loidl bisher durchgeführt hat, wurde keine einzige Blutkonserve benötigt. Die Komplikationsrate ist verglichen mit anderen Methoden am niedrigsten. Die Zeit zur Normalität nach der Operation kann so wesentlich verkürzt werden. Die Jungen, die Generation Playstation, tun sich von Anfang an auf solchen Robotersystemen übrigens leichter als die Älteren, die „Generation Golf“.
Lungenkrebs und Prostatakrebs sind bei Männern die häufigsten Krebserkrankungen in Österreich. Mit jährlich rund 6000 Neuerkrankungen liegt der Prostatakrebs an erster Stelle; er tritt mittlerweile sogar häufiger als bei den Frauen der Brustkrebs. Die Ursachen für Prostatakrebs sind noch immer weitgehend unbekannt – also hilft eigentlich nur die Früherkennung. Genau die scheuen jedoch viele Männer, aus Angst vor der rektalen Untersuchung oder sogar aus Angst, man könnte erkrankt sein. Wenn es zu einer Entfernung der Vorsteherdrüse kommt, wird der Verlust der Potenz und Inkontinenz befürchtet.
„Wir operieren zunehmend ältere Patienten“, berichtet der Prim. Loidl. Die ältere Generation stehe im Vergleich zu früher gesundheitlich besser da. „Sechzig ist das neue Fünfzig, Siebzig ist das neue Sechzig…“ Die Neuerkrankungsrate des Prostatakrebs der österreichischen Männer lag im Jahr 2020 im Vergleich der 27 europäischen Länder im unteren Drittel: Österreich hält Platz 20.
Je früher sich die Männer untersuchen lassen, desto größer ist das „Behandlungsfenster“, das heißt, es muss ja nicht gleich operiert werden. „Wir warten wie der Jäger am Hochstand“, sagt Loidl. Erst bei Fortschreiten stellt sich dann die Frage, ob operiert oder bestrahlt wird. Die Wahl der Therapie muss individuell für jeden Mann angepasst werden.
Ab dem 45. Lebensjahr sollte jedenfalls der Urologe aufgesucht werden; gibt es in der Familie Prostataerkrankungen ab dem 40. Lebensjahr.
Neben dem Tastbefund spielt der PSA-Wert eine wichtige Rolle. PSA ist ein Eiweiß, das von allen Männern und nur in der Prostata gebildet wird und im Blut nachgewiesen werden kann.
Bildgebende Untersuchungen wie die Magnetresonanztomografie (MRT) helfen bei erhöhtem PSA verdächtige Areale in der Prostata zu verifizieren.
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